Dickpic

Vor kurzem keimte in mir der dumme Gedanke auf, dass es vielleicht doch eine gar nicht soooo schlechte Idee wäre, den Versuch zu unternehmen, sich vielleicht mal wieder zu verpaaren. Und da ich weder Clubgängerin bin, noch Bars oder andere öffentliche Events aufsuche, auf denen man in lockerer Atmosphäre das andere Geschlecht kennenlernen kann, bot sich daher nur das Internet an.
Tinder schloss ich von vornherein aus. Fast jeder weiß, dass sich dort fast ausschließlich paarungs- aber meist bindungsunwillige Gesellen tummeln. Also suchte ich mir eine andere Plattform aus, die ich hier jedoch nicht namentlich benennen werde.
Mein Profil war schnell erstellt, ein paar Infos, ein paar nette Sätze über mich, sowie ein paar Fotos hochgeladen und fertig. In freudiger Erwartung klickte ich mich durchs Getümmel der männlichen Suchenden. Die sich feilbietenden Herren aus meiner näheren Umgebung, bei denen mir das fotografische Antlitz sowie die persönlichen Zeilen gefielen, erhielten ein Herzchen. Auch ich wurde hier und da mit einem positiven Feedback bewertet, und dann gab es ein Match. Juhuuuu!
Es hätte dann los gehen können, mit dem persönlichen Kennenlernen. Zumindest erst einmal schriftlich… Meist passierte jedoch gar nichts. Was wiederum nicht das schlechteste gewesen wäre. Warum? Weil das, was ich dann erlebte, mir ein komplettes Wochenende versaute!
Entweder, ich erhielt Zuschriften von sogenannten Love-Scammern, also von meist stark pigmentierte Herren aus den Slums von Nigeria und Co, die sich nen netten Euro auf Kosten einsamer Frauen aus Deutschland erschleichen wollten, indem sie ihnen die große Liebe vorgaukeln. Bei diesen Jungs schlägt bereits mein Scammer Radar in der ersten Nachricht alarm. Ich würde sagen, dass ich durch die zahlreichen Zuschriften, die mich bei Insta und Facebook in die Liebesfalle zu locken versuchten, zum echten Scammer-Enttarnungs-Profi geworden bin. Aber wie ich vor kurzem von einer Managerin eines bekannten Musikers hörte, gibt es doch tatsächlich immer noch gestandene Frauen, die anhand von ausschließlich (meist mieser) schriftlicher Kommunikation glauben, dass sich ein Promi hoffnungslos in sie verliebt hätte. Diese Naivität (ich nenne es Dummheit) kostet dann halt auch mal 50.000 Euro! Nun gut – Lernen durch Schmerz! Aber zurück zu meinem Paarungsversuch.
Also entweder schrieben mir Scammer, oder mir wurden seitens der Single-Plattform Profile vorgeschlagen, die mich an eine Fahrt durch die Geisterbahn auf dem Hamburger Dom erinnerte.
Bis mich ein sympatischer netter Mann anschrieb, der zudem noch ganz annehmbar ausah. Nach dem Austausch ein paar freundlicher Zeilen und dem gegenseitigen Abklopfen oberflächlicher Informationen verlagerten wir unsere Konversation auf das Medium Whats App. In seinem Profil hatte er das Foto zweier Chihuahuas. Ich war entzückt. Die Hunde gehörten zwar seinen Eltern, merkte er an, aber zumindest war er tierlieb, dachte ich. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Immobilienmakler. So weit, so gut. Dass ich im Rollstuhl durchs Lebe eiere, machte ihm nichts aus. Schon mal gute Voraussetzungen für ein Treffen, fand ich. Und dann hat er es verkackt!
Nachdem er nach weiteren Fotos von mir fragte, hörte ich bereits die Nachtigal trappsen. Also schickte ich ihm einfach ganz frech eins von von Odin. Ich wollte seinen Humor testen. Humor hatte er, denn ich bekam prompt ein Foto von ihm zurück. Kommentarlos… Und was soll ich sagen – das Bild entsprach nicht ganz meinem Humor… es war nämlich eins von SEINEM ODIN! In voller Pracht, stolz aufgerichtet, glänzend und mit einem schicken schwarz/weiß Filter versehen. Tja, das wars dann für mich. Unsere potentielle gemeinsamen Zukunft verpuffte augenblicklich und entschwand in weit ferne Galaxien.
Ich sprach ihm noch schriftlich mein aufrichtiges Beileid für sein armseliges, viel zu dünn geratenes, hässliches und abstoßendes Dingsbums aus und riet ihm, dringend einen Arzt zu konsultieren, der da vielleicht noch irgendwas machen könne, dann blockierte ich den Kontakt.
Mir wurde übel… Dieses Erlebnis hat mich mal wieder so dermaßen abgetörnt, dass ich augenblicklich auch mein Profil auf der Singelbörse gelöscht habe.
Aber es hatte auch eine gute Seite. Nachdem ich nun drei Tage unter übelstem Brechdurchfall gelitten habe, zeigt meine Waage 3 Kilo weniger an. Wofür so ein Dickpic doch alles gut ist
Und hier noch ein paar interessante Infos zum Thema:
Wer ohne Einverständnis Genitalfotos verschickt, begeht eine Straftat. Gemäß §184 des Strafgesetzbuches drohen der Person eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe und eventuell auch ein Eintrag ins polizeiliche Führungszeugnis.
Praktisch für Betroffene: Auf https://dickstinction.com/ kann man mit wenig Aufwand Anzeige gegen den Übeltäter erstatten.
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